Prof. Dr. Peter Brandt

(Willy Brandts Sohn) ist Schirmherr unserer Schule

Der Sohn des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt, Prof. Dr. Peter Brandt, wurde auf unserer Jubiläumsfeier am 5. März - 25 Jahre WBGE - feierlich und ganz offiziell zum Schirmherrn unserer Schule ernannt. Prof. Dr. Peter Brandt hatte sich bereits im Vorfeld seiner Ernennung mit diesem Schreiben an die Lehrerinnen und Lehrer und die Schülerinnen und Schüler unserer Schule gerichtet:

Sehr geehrte Schulleitung, sehr geehrtes Lehrerkollegium, liebe Schülerinnen und Schüler,

Sie haben mich gebeten, die Schirmherrschaft Ihrer Schule zu übernehmen. Dazu habe ich mich gern bereit erklärt und freue mich darauf, nach und nach direkte Eindrücke von Ihnen sowie Ihrem Lehr- und Lernort zu sammeln. Was Sie auf Ihrer Internetseite und in der Informationsbroschüre „Individuelles Lernen in sozialer Verantwortung“ schreiben, hat mich angesprochen und beeindruckt, und wenn meine Schirmherrschaft ein wenig helfen würde, Ihre Bemühungen zu unterstützen, wäre das schön.

Fächerbezogene Ausbildung muss auf Leistung bzw. Leistungssteigerung orientiert sein. Der Leistungsgedanke darf aber nicht verabsolutiert werden. Bildung im weiteren Sinn, verstanden als Persönlichkeitsbildung, bedarf zusätzlicher Fähigkeiten wie sozialer Kompetenz und der Aneignung basaler Werte wie der Achtung der Würde anderer Individuen und der Solidarität im Alltag und gesamtgesellschaftlich.

Vor einem halben Jahrhundert, als ich das Gymnasium besuchte, waren es wenige Prozente eines Jahrgangs, die Abitur machten und studierten. Das hat sich deutlich geändert. Nicht ausreichend geändert hat sich die Abhängigkeit der schulischen und beruflichen Bildung vom sozialen Status des Elternhauses. Das hat nicht allein und nicht einmal vorrangig mit dem angeborenen Anteil der Intelligenz zu tun, sondern mit dem, was einem mehr oder weniger automatisch in den ersten Lebensjahren vermittelt wird.

Das Schulmodell, das am ehesten geeignet ist, für eine größtmögliche Zahl von Schülern die Weichen so zu stellen, dass sie sich jeweils optimal entfalten und maximale Kenntnisse erwerben können, ist die Gesamtschule. In anderen Ländern teilweise lange erprobt, spräche aus meiner Sicht alles dafür, die Gesamtschule als Regelschule zu etablieren. Die dann noch mehr gebotene innere Differenzierung, die auch die besonders Begabten und Leistungsstarken zu ihrem Recht kommen ließe, wäre bei entsprechender finanzieller Ausstattung durchaus möglich, ohne das Modell als solches zu ruinieren.

An meiner Universität, der Fernuniversität in Hagen, studieren vorwiegend Erwerbstätige, teilweise aus Gründen des beruflichen Fortkommens bzw. beruflicher Veränderung, teilweise zur Erweiterung des eigenen geistigen Horizonts. Unsere Studierenden, die meisten von ihnen in Teilzeit, nehmen für etliche Jahre eine zweite, zeitlich und intellektuell stark fordernde Verpflichtung, gewissermaßen einen zweiten Beruf, auf sich. Und sofern sie durchhalten, empfinden sie die Jahre des Fernstudiums (das wir durch Kompaktseminare ergänzen) in aller Regel als fruchtbar und beglückend. Das lebenslange Lernen, das heute überall propagiert wird, ist keine inhaltsleere Floskel; ich kann täglich beobachten, was das heißt. So weit sind Sie, die Schülerinnen und Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule, noch nicht. Sie sollten sich aber schon jetzt darauf einstellen, dass es mit der Beendigung der Schullaufbahn sowie der anschließenden Lehre und/oder dem anschließenden Studium nicht vorbei ist. Deshalb sollten Sie sich klar machen, dass das Allerwichtigste, was auf der Schule zu lernen ist, das Lernen selbst ist.

Mit herzlichen Grüßen und den besten Wünschen
Prof. Dr. Peter Brandt